Freie Malerei und Grafik
Akademie der Bildenden Künste München
AKTUELLE AUSSTELLUNGEN
mit Studierenden und Alumni der Klasse Anke Doberauer
Herzliche Einladung zu:
DAS LESEN DES UNLESBAREN
Unlesbarkeit als kritische Strategie in der polnische Kunst seit 1945 bis heute
VORTRAG
Mittwoch, 21. November 2018
19 Uhr
@ Auditorium E_EG_28 Neubau
Akademie der Bildenden Künste München
Akademiestrasse 2-4 / 80799 München
Abbildung: Andrzej Bednarczyk, "Wędrowiec", 2009 (Tinte auf Papier, Glas, Holz, Öl / 93x88x68 cm, Detail)
Das Phänomen der Unlesbarkeit von Schrift ist Teil unserer Alltagsexistenz.
Unlesbarkeit kann auch eine kritische und subversive Strategie sein und – demzufolge – eine politische und subversive Aussage haben. Subversivität verstehe ich in diesem Zusammenhang als ‚Übernahme‘ oder Vereinnahmung der Schrift und als ihre Modifikation zur Herstellung von Unlesbarkeit.
In unserem Verstand konfrontieren wir fortwährend das Unlesbare mit der Schriftmatrize, die unserem Gedächtnis ‚eingedruckt‘, gleichsam eingeprägt ist. Unlesbarkeit hat einen Sinn nur in Bezug auf die Lesbarkeit. Die Negation der Lesbarkeit ist verständlich nur im Zusammenhang mit Schriftsystemen, die wir bestens kennen und mit Verstand zu lesen vermögen.
Die deutsche Sprache ist, was die Unlesbarkeit anbelangt, terminologisch reicher als das Polnische. Sie kennt nämlich zwei verschiedene Begriffe: Unleserlichkeit und Unlesbarkeit. Erstere bezeichnet mangelnde Leserlichkeit innerhalb eines uns vertrauten Zeichensystems, herrührend ganz einfach aus Schmiererei oder Gekrakel; letztere bezieht sich auf eine Situation, in der die Zeichen ihre sinnübermittelnde Funktion nicht erfüllen oder ein Notationssystem darstellen, welches wir nicht kennen. Im Polnischen enthält der Begriff nieczytelność beide Bedeutungen: sowohl die der verstümmelten Niederschrift als auch die, bei der die Zeichen sich der Erzeugung einer lesbaren Botschaft verweigern.
Wie zeitgenössische Philosophen betonen, kann Unlesbarkeit in der Sphäre der Literatur, und ebenso der visuellen Künste, zu einer gegenüber dem Rezipienten bewusst gewählten Strategie werden, um zu zeigen, dass das Unlesbare nicht das Gegenteil des Lesbaren ist und zu sein braucht, sondern alternative Formen des Textzugangs eröffnen kann.
Prof. Dr. MARTA SMOLIŃSKA lehrt als Ordinaria für Kunsttheorie an der Universität der Künste Poznań (Polen). Sie ist Kuratorin und Kunstkritikerin und forscht zu ungegenständlicher Malerei der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte sind Transmedialität und Haptizität.
ABERGLAUBE
Raum 17, Altbau
Akademie der Bildenden Künste München
Eröffnung:
14. Juli 2018, 14 Uhr
Ausstellungsdauer:
15. - 22. Juli 2018
14 - 21 Uhr
Klasse Anke Doberauer
Akademie der Bildenden Künste München
Akademiestr. 2-4 D-80799 München
Räume 16-17, 1.OG Altbau
foschini[at]adbk.mhn.de